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Wie geht es weiter nach der COVID-Zeit?

Das Gesundheitsamt in der Gegenwart

Das Gesundheitsamt in der Gegenwart

Dr. med. Eike Hennig

Es ist ruhig geworden um die Gesundheitsämter. Die Überforderung von Politik, Institutionen und auch unseren Gesundheitsämtern in der COVID-Zeit scheint überwunden. Natürlich geht jeder ganz unterschiedlich mit seinen gemachten Erfahrungen um, ganz in Abhängigkeit von erlebter Dramatik oder kurzweiliger Home-Office-Arbeit. So ist es nicht wichtig, woran wir uns erinnern, sondern wie wir uns daran erinnern. Leider ist hier häufig mehr Verdrängung im Spiel als sachgerechte Aufarbeitung. Diese ist aber notwendig für ein neues Verständnis für die Krise und ein neues Selbstverständnis des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD).

Es gibt noch vereinzelte COVID-Fälle, wenn überhaupt eine PCR erfolgt, vielerorts aber eine Neusortierung von Aufgaben und Personal. In nächster Zeit werden viele Amtsärztinnen und Amtsärzte in den Ruhestand gehen ohne einen wirklichen Plan der ärztlichen Wiederbesetzung. Hoffentlich nur aus reiner Notlage heraus, erfolgen mehr und mehr Besetzungen der Amtsleitung durch nichtärztliches Personal. Eine fatale Entwicklung, wie ich meine. Im ÖGD selbst ist keineswegs Ruhe eingekehrt. Neben der Fülle von gesetzlichen Aufgaben sind Digitalisierung, Personalaufwuchs und strukturelle Veränderungen an der Tagesordnung. Beträchtliche finanzielle Möglichkeiten durch den „Pakt für den ÖGD“ erfordern – als völlig neue Erfahrung – Projektideen, geschultes IT-Personal und Überzeugungskraft. Der Ausbau der digitalen Infrastruktur und die Vernetzung der Gesundheitsämter auf lokaler, landes- und bundesweiter Ebene, die Bereitstellung übergreifender und gemeinsamer Kommunikationsplattformen sowie die Entwicklung und Implementierung von einheitlichen Standards in Bezug auf das Melde- und Berichtswesen sind die herausragenden Eckpunkte des Programms.

Das 2018 von der Gesundheitsministerkonferenz verabschiedete „Leitbild für einen modernen ÖGD“ fordert eine engere Verbindung mit der Wissenschaft und eine evidenzbasierte Arbeitsweise des ÖGD. Neben der Stärkung der wissenschaftlichen Kompetenz innerhalb des ÖGD selbst, sollten nachhaltige Kooperationen mit Universitäten, Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen deutlich ausgebaut werden. Auf Bundesebene ist mit der Gründung einer Wissenschaftlichen Fachgesellschaft (Deutsche Gesellschaft für Öffentliches Gesundheitswesen – DGÖG) ein wichtiger Schritt getan.

Was die Zukunft für den ÖGD und für unsere Gesundheitsämter bringen wird, kann ich nicht sagen. Jedoch scheint es im Moment so zu sein, dass wir deutlich professioneller arbeiten und uns auch dessen bewusst sind.

Ihr Eike Hennig