Am 09. und 10. Juni 2023 fand im Magdeburger Gesellschaftshaus die Gemeinsame Tagung der „Mitteldeutschen Gesellschaft für Gastroenterologie“ und „Mitteldeutschen Chirurgenvereinigung“ nach Unterbrechung durch die CoViD-19-Pandemie-Zeit bereits zum 5. Mal statt. Als Kongresspräsidenten fungierten Herr Chefarzt Dr. T. Gottstein (Gastro-enterologie, Klinikum Magdeburg) und Herr Prof. Dr. R. S. Croner (Viszeralchirurgie, Universitätsklinikum Magdeburg A. ö. R.).
Kombiniert wurden wiederum auch traditionell schon stets einbezogene Veranstaltungen wie Workshops am Vortag (08.06.2023) zur interventionellen Endoskopie in der Gastroenterologie sowie zur Darm- und Notfall-Sonografie in der Gastroenterologie bzw. mit einem „Hands-on“-Kurs zur laparoskopischen Chi-rurgie (Viszeralchirurgie) sowie einem begleitenden Pflegesymposium, das besonders guten Anklang durch Pflegekräfte der Magdeburger Klinika fand und insbesondere auch von leitenden Pflegekräften wahrgenommen wurde.
Eingeleitet wurden die Sitzungen mit Grußworten des Präsidenten der DGVS (Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten), Prof. H. Wedemeyer (Hannover), des BDC (Berufsverband Deutscher Chirurgen e. V.), Prof. H.-J. Meyer (Berlin/Hannover), der DGAV (Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie), Prof. J. Werner (München), sowie einem Grußwort aus dem „Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt“, Magdeburg. Die Kongresspräsidenten hatten mit ihrem Organisationsstab innovative Sitzungszusammensetzungen und Vortragsthemen vorbereitet. Die Themen wurden durch namhafte mitteldeutschlandweit bekannte und vor allem durch „einheimisch angesiedelte“ Autorinnen und Autoren in einer ausgewogenen Mischung bestritten.
Das Themenprofil erstreckte sich von der „Ambulantisierung“ und „Heiße Eisen in der Viszeralmedizin“ über „Leberversagen“, „Viszeralmedizinischer Notfall“ bis zu „Nachhaltigkeit: Klimawandel in der Viszeralmedizin“ (parallel: „Chirurgie bei CED – was ist noch nötig“), „Künstliche Intelligenz/Robotics“ (parallel: „Onkologie“), „Viszeralmedizin im Kindesalter“ bis zur abschließenden Sitzung „Updates Viszeralmedizin“.
Interdisziplinarität wurde groß geschrieben – die Sitzungen waren jeweils sowohl thematisch als auch von den ausgewählten Referentinnen und Referenten getragen von der stets berücksichtigten gastroenterologisch-hepatologischen bzw. viszeralchirurgischen Perspektive. Ein besonderer Höhepunkt war die interdisziplinäre Sitzung „Junge Chirurgie und junge Gastroenterologie“, die ansprechende Traditionen chirurgischerseits mit der Integration der Tagung der „Jungen Chirurgen in Mitteldeutschland“ (bisher teils selbstständige Kongressveranstaltung) als auch der „Jungen Gastroenterologen“ (JuGa) der DGVS hochhält. Dies erscheint in Anbetracht der Verjüngungsbestrebungen der beiden Fachgesellschaften auch angezeigt. Der Beitrag von Jänsch et al. zu „Sigmadiverticulitis als ungewöhnliche, da paradox erscheinende viszeralmedizinische Nebenwirkung der Therapie mit dem anti-inflammatorisch wirkenden Janus-Kinaseinhibitor Baricitinib (Olumiant®) bei Rheumatoider Arthritis“ verkörperte sehr anschaulich den Grundgedanken des Kongresses: Herr Robert Jänsch, selbst in der gastroenterologischen Facharztausbildung, referierte zu einer in der Viszeralchirurgie behandelten Patientin mit einer stark viszeralchirurgisch geprägten Diagnose in gemeinsamer Autorenschaft mit den viszeralchirurgischen Grundbetreuern. Den Vortragspreis dieses Jungautorenvortragsforums errang Frau Eliane von Kitzing (Berlin-Buch) mit: „Offenchirurgische Therapie bei akuter Extremitätenischämie durch Knickbildung der aortomonoiliakalen Stentprothese nach Aneurysmaschrumpfung“.

Tagung im Magdeburger Gesellschaftshaus während der Grußworte

Die Kongresspräsidenten: Herr Chefarzt Dr. T. Gottstein (l.), Herr Prof. Dr. Dr. h. c. R. S. Croner (r.)
Angetan waren die zahlreichen Gäste, die Magdeburg bisher noch nicht oder eben lange nicht besuchten, wie sich die Landeshauptstadt entwickelt hat, was sich vor allem im Echo zum tagungsassoziierten Festabend im Jahrtausendturm auf dem ehemaligen Bundesgartenschau-Gelände von 1999, jetzt Elbauenpark, niederschlug. An diesem Abend wurden die jeweils beiden Posterpreise der Gesellschaften aus den 4 Sitzungen mit 40 Beiträgen vergeben:
Gastroenterologie
> Herr Miguel Cacho Diaz & KollegInnen, Kronach: „Durchführbarkeit und Ergebnisse der endoskopischen submukosalen Dissektion von oberen und unteren Magen-Darm-Trakt-Läsionen in einem westlichen Zentrum“
> Herr Johannnes Stallhofer & KollegInnen, Jena: „Fäkaler Mikrobiomtransfer zur Therapie der aktiven Colitis ulcerosa – eine kontrollierte randomisierte Studie“
Viszeralchirurgie
> Frau Josephine Heyn & KollegInnen, Dresden: „FT-UMP und nun? Vorgehen bei Schilddrüsentumoren mit unsicherem Malignitätspotential“
> Frau Anna Schaufler & KollegInnen (vorgetragen von Ahmed Yousuf Sanin – Mitglied der Arbeitsgruppe und Autorenschaft), Magdeburg: „Implantable Sensory System for Early Detection of Tumor Recurrence: Concept and Experimental Validation“
Die ausgezeichneten Poster waren in einem ausgewogenen Verhältnis von experimenteller und klinischer Medizin bei eindeutiger Betonung der engagiert in Erscheinung tretenden Jungautorinnen und -autoren. Der außerdem vergebene Förderpreis der MGG zum „Einfluss der künstlichen Intelligenz auf die Adenom-Erkennungsrate im Tagesverlauf“ (Betreuer: Prof. Dr. J. Weigt, Magdeburg) wurde an Herrn Rino Richter verliehen. Im Zusammenhang mit einem eingeladenen Vortrag zu „Colorobotica“ (2. Kongresstag), einem strukturierten und fachgesellschaftsgetragenen Aus-bildungsprogramm für junge Chirurginnen und Chirurgen, wurde der Protagonist dieses Programms, Herr Prof. K. Matzel (Erlangen), mit der MDCV-seits vergebenen „VOLKMANN-Medaille“ für sein außerordentliches und langjähriges Engagement geehrt.
Nicht zuletzt waren die Kinderchirurgie (in einer eigenen viszeralmedizinischen Sitzung verpflichtet) und die Gefäßchirurgie (s. a. oben: „Jungautorenvortragspreis“ sowie Barth U et al.: „Der Fachkräftemangel in der Gefäßchirurgie – eine gemeinsame Aufgabe“) als Teildisziplinen, die sich im MDCV vereinen, aktiv. Die weiteren chirurgischen Diszipli-nen gilt es zukünftig wieder ebenso mit einzubinden!
Die Veranstalter und Teilnehmer waren sich einig, sich im Jahresabstand zur nächstjährigen „6. Gemeinsamen Jahrestagung der MGG und MDCV“ in Fulda zu treffen. Hierfür wurden die nächstjährigen Kongresspräsidenten – der Gastroenterologe Herr PD Dr. C. Schmidt (Fulda) und die Viszeralchirurgin Frau Prof. Dr. I. Gockel (Leipzig), bereits durch die tagungsintern stattgefundenen Mitgliederversammlungen gewählt.



T. Gottstein, R. S. Croner, U. Barth, F. Meyer
Korrespondenzadresse:
Dr. Thomas Gottstein
Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie
Klinikum Magdeburg gGmbH
Birkenallee 34, 39130 Magdeburg
Tel.: 0391/791-5401, Fax: 0391/791-5403
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Fotos: Frau M. Schubert, UMMD